Josef Peneder
Texte aus fünf Jahrzehnten
© Josef Peneder 2016 Version 3.0 / 27.11.2023
Am 1. Oktober 2006 rollte der Bagger an!
Wir
hatten
beschlossen,
unser
Haus
an
der
Stelle
der
alten,
zerfallenen
Ruine zu errichten und so wurde diese zuerst weggebaggert.
Ein
Grieche
auf
einem
Bagger
ist
eine
besondere
Spezies;
man
muss
ununterbrochen
aufpassen,
dass
er
nicht
im
Eilverfahren
alles
wegreißt,
was
mit
seinem
Bagger
nur
irgend
möglich
ist.
Mit
Mühe
konnten
wir
den
alten
Nussbaum
vor
der
Ruine
vor
diesem
Schicksal
bewahren.
Auch
der
spontanen
Idee,
das
ganze
Material
samt
Aushub
einfach
über
den
Hang
hinunterzukippen,
konnten
wir
erfolgreich
Einhalt
gebieten.
Stattdessen
ließen
wir
uns
entlang
der
Südseite,
oberhalb
des
Hanges,
einen
stattlichen
Wall
aufschütten,
der
sich
als
guter
Schutz
vor
den
gefürchteten
Winterstürmen
(Notias)
erwiesen
hat.
Während
der
Baggerarbeiten
liefen
wir
unermüdlich
hin
und
her,
um
möglichst
viele
der
alten,
handbehauenen
Steinquader
zu
retten,
die
wir
als
Gartenmauer
aufschichteten.
Glücklicherweise
endete
der
erste
Arbeitstag
gegen
14
Uhr,
denn
wir
waren
schon am Ende unserer Kräfte.
Nachdem
eine
saubere
ebene
Fläche
entstanden
war,
wurden
nun
von
unserem
Baumeister,
Petros
Vousis,
die
Ecken
für
das
Fundament
ausgemessen
und
abgesteckt.
Das
Haus
muss
nämlich
rundherum
mindestens
15
Meter
Abstand
zu
den
Grundgrenzen
aufweisen.
(Diese
Regelung
stellte
Bekannte
von
uns,
die
in
der
Nähe
gebaut
hatten,
vor
ein
unlösbar
scheinendes
Problem,
da
ihr
Grund
zwar
sehr
lang,
aber
nur
genau
30
Meter
breit
ist.
Die
griechische
Lösung:
wenns
nicht
geht,
ist
der
Abstand egal!)
Wieder
arbeitete
der
Bagger,
wieder
schleppten
wir
Steine
in
sichere
Bereiche,
und
bald
schon
hatten
wir
eine
saubere
Baugrube,
etwa
12x10
Meter, 1,5 Meter tief, die wie ein Swimmingpool aussah.
Unser
gut
eingespielter
Bautrupp
errichtete
nun
zügig
Holzverschalungen
für
die
Fundamente.
Der
“Eisenbieger”
(Sideras)
brachte
eine
Ladung
Armiereisen
verschiedenster
Stärken
und
Längen
und
montierte
diese
genau
nach
Plan
in
den
Verschalungen.
Dabei
ließ
er
durchblicken,
wir
seien
weit
und
breit
die
einzigen,
die
wirklich
die
vorgeschriebene
Menge
an
Eisen
verbauen
würden.
Unser
Fundament
reiche
für
mindestens
sieben
Stockwerke.
Anscheinend
gibt
es
in
ganz
Griechenland
für
bestimmte
Häusertypen
einen
einzigen
computergenerierten
Bauplan,
der
immer
zur
Anwendung kommt, egal auf welchem Untergrund.
Bald kam der Betonlieferant und befüllte die Verschalungen.
Nachdem
die
Verschalungen
abgenommen
waren,
hatten
wir
nun
tatsächlich
eine
Art
Schwimmbecken
mit
kräftigen
Säulen
in
den
Haus-
und
Zimmerecken.
Zwei
Meter
tiefer
und
wir
hätten
einen
schönen
Keller
gehabt;
so
wurde
alles
mit
Erde
zugeschüttet,
mit
Eisengittern
bedeckt,
wieder verschalt und mit Beton ausgegossen.
Der
Boden
unseres
Hauses
war
fertig,
an
den
Ecken
ragten
die
Eisenstäbe
in die Höhe.
Ich
hatte
geistesgegenwärtig
überall
dort,
wo
künftig
Wasserleitungen
und
Abflüsse
vermutet
wurden,
entsprechende
Rohre
verlegt,
etwas,
das
in
Griechenland
offenbar
unüblich
ist
und
was
unsere
Arbeiter
auch
entsprechend
bestaunten.
Wir
aber
hatten
uns
durch
diese
Umsicht
enorme
Stemm-
und
Bohrarbeiten
erspart.
Der
Ankauf
des
Buches
“Ich
baue
mir
selbst ein Haus” hatte sich bereits gelohnt!
Eine
Besonderheit
ist
das
griechische
Versicherungssystem.
Egal,
ob
man
das
Haus
selbst
baut,
privat
Arbeiter
organisiert
oder
eine
Baufirma
beauftragt:
man
zahlt
eine
festgesetzte
Summe
(Ίδρυμα
Κοινωνικών
Ασφαλίσεων,
abgekürzt
IKA,
ist
der
Träger
der
gesetzlichen
Sozialversicherung
für
Arbeitnehmer
in
Griechenland).
Die
Höhe
richtet
sich
nach dem Ergebnis, dem fertigen Gebäude.
Da
sowohl
unsere
Ingeneurin
als
auch
der
Steuerberater
unseres
Schnitzelwirtes
in
Alexandroupolis
saßen,
ersparten
wir
uns
viele
Fahrten
mit dem Schiff.
Wieder
wurden
Verschalungen
errichtet,
in
die
ich
teilweise
Erdkabel
für
die
spätere
Stromversorgung
der
Deckenlampen
und
des
ersten
Stockwerks
einzog.
Auch
Metallhaken
für
die
Lampen
konnte
ich
noch
rechtzeitig
an
den
richtigen
Stellen
durch
die
Verschalungsbretter
schieben,
weiters
etliche
Rohre
für
spätere
Zu-
und
Abflüsse
für
Dusche,
Waschbecken
und
Klo
im
ersten
Stock.
An
diese
Arbeiten
muss
man,
wie
schon
erwähnt,
selbst
denken,
da
der
Bautrupp
dafür
nicht
zuständig
zu
sein
scheint
und
man sich später viel Mühe erspart.
Schließlich
war
die
ganze
Decke
professionell
verschalt,
mit
Eisen
gefüllt,
mit
Beton
ausgegossen,
gerüttelt
und
geglättet.
In
den
Ecken
befanden
sich
wieder
Eisenstäbe,
für
den
Raum
im
1.
Stock
sowie
für
die
Eckpfeiler
der
Terrassenmauern.
Nun
wurden
die
Eckpfeiler
verschalt
und,
um
Geld
für
eine
weitere
Betonlieferung
zu
sparen,
mit
Beton
aus
der
Mischmaschine
in
Eimern
befüllt.
Wir
wollten
noch
vor
dem
Winter
die
Mauern
des
ersten
Stockwerks
errichten,
damit
unser
Bautrupp
während
unserer
Abwesenheit
das
Dach
fertigstellen
konnte.
Wir
holten
immer
wieder
Paletten
mit
Ytong
von
der
Baustoffhandlung
und
transportierten
diese
mit
unserem
Campingbus.
Da
ich
die
Wände
selbst
hochzuziehen
gedachte,
musste
ich
alle
Bausteine
über
eine
wackelige
Holzleiter
hinaufschaffen,
da
wir
die
Stiege
zum
1.
Stock
dummerweise
als
letzten
Bauschritt
errichten
ließen.
Das
würde
ich
beim nächsten Mal anders machen.
Die
Wände
wuchsen
mit
den
Ytongsteinen
rasch
und
problemlos
in
die
Höhe;
ich
dachte
sogar
daran,
die
Öffnungen
für
die
Türen
und
Fenster
freizulassen.
Oben
wurde
ein
eisenbewehrter
Betonring
gegossen,
dann
die
dreieckigen
Seitenteile
aufgemauert
und
ebenfalls
mit
Beton
und
Eisen
abgeschlossen.
Zufrieden
fuhren
wir
zu
Weihnachten
nach
Österreich
und
fanden
im
März
tatsächlich unser Haus mit einem entzückenden Ziegeldach vor.
Der
Dachstuhl
war
sauber
gearbeitet.
Der
Raum
hatte
schon
im
Rohzustand
etwas
von
einer
kleinen
Kirche.
Von
der
Ferne
wirkte
das
“Stelzenhaus” wie ein riesiger Oktopus. Wir waren sehr zufrieden.
Jetzt
war
ich
wieder
dran,
denn
nun
sollten
auch
die
Wände
im
unteren
Teil
hochgezogen
werden.
Diesmal
ließen
wir
uns
gleich
einen
LKW
voll
Ytong
anliefern.
Rasch
wuchsen
die
Wände,
so
halbwegs
gerade,
in
die
Fensteröffnungen
wurden
die
aus
Österreich
mitgebrachten
granitenen
Außenfensterbänke
eingesetzt und bald schon konnte ich zufrieden aus dem Fenster blicken.
Auf
einer
Wanderung
zum
gegenüberliegenden
Hügel
konnten
wir
uns
davon
überzeugen,
dass
unser
schmuckes
Häuschen
bereits
gut
zur
Geltung kam.
Das
Frühjahr
war
gekommen
und
wir
konnten
die
ersten
warmen
Tage
bereits auf der Terrasse genießen.
Jetzt
ging
ich
daran,
die
Terrassenmauern
zu
errichten,
die
Eckpfeiler
zu
verschalen und mit Beton zu füllen.
Mit
dem
frisch
ergrünten
Wein
im
Vordergrund
wirkte
unser
Häuschen
wie
eine freundliche Burg.
Ich
hatte
beschlossen,
auch
die
Oberkante
der
Terrassenmauern
zu
betonieren
und
anschließend
mit
Dachziegeln
abzudecken.
Vor
allem
aus
optischen Gründen bekamen die Mauern zum Haus hin jeweils eine Stufe.
Wir waren mit dem Ergebnis recht zufrieden.
Noch
lagen
eine
Menge
Aufgaben
vor
mir:
die
Fenster
und
Türen
mussten
eingesetzt,
die
Elektrik
installiert
werden,
Schalter
und
Lampen
wurden
eingebaut
und
angeschlossen,
schließlich
die
Innenwände
verputzt,
weiß
gestrichen und die Böden verlegt.
Damit gingen der April und der Mai 2007 recht angenehm dahin.
Anfang
Juni
kam
noch
einmal
der
Bautrupp,
um
endlich
die
Stiege
zum
1.Stock anzulegen. Das eingeübte Team baute zügig die Verschalung.
Die
Stiege
sollte
vom
Haus
wegführen,
da
wir
so
die
Möglichkeit
bekamen,
irgendwann
einmal
zwischen
Stiege
und
Außenwand
des
Bades
ein
Dach
einzusetzen.
Die
Stiege
war
bald
fertig
und
brachte
eine
große
Erleichterung,
nur
hatten
wir
jetzt
leider
nicht
mehr
viel
hinaufzutragen,
denn
der
erste
Stock
war
weit
gediehen
und
alles
war
bisher,
wie
erwähnt,
über
die
hölzerne
Notleiter
transportiert worden.
(Fortsetzung Phase 4: Rund ums Haus)
Teil 3: Wie man in Griechenland ein Haus baut
Phase 3: Harte Arbeit