Josef Peneder
Texte aus fünf Jahrzehnten
© Josef Peneder 2016 Version 3.0 / 27.11.2023
Das Suderantenbuch
Das Suderantenbuch
Schon als Kind
Schon
als
Kind,
als
Säugling,
hatte
ich
gelegentlich
Grund
zum
Sudern.
Da
mir
die
sprachliche
Ausdrucksfähigkeit
noch
weitgehend
fehlte,
musste
Geschrei
herhalten.
Auch
das
heftige
Ausspucken
unerwünschter
Nahrung
konnte
durchaus als Zeichen von Unzufriedenheit gelten.
Mit
zwei,
drei
Jahren
wurde
mir
offenbar
klar,
dass
der
Erfolg
von
Unmutsäußerungen
von
den
jeweiligen
Umständen
abhängt.
Anfang
der
1960er
Jahre
kursierte
das
Gerücht,
Spinat
sei
für
ein
Kleinkind
unentbehrlich;
er
sollte
die
Blutbildung
anregen,
den
feisten
kleinen
Leib
mit
Eisen
versorgen,
zudem galt er in Fachkreisen als wohlschmeckend.
Ich
war
anderer
Meinung!
Anfangs
genügte
es,
dass
ich
die
Lippen
fest
geschlossen
hielt.
So
kamen
nur
minimale
Mengen
des
grünen
Breies
in
meinen
Magen,
meist
durch
Vorspiegelung
verlogener
Motive,
ein
Löfferl
für
den
Onkel
Herbert,
ein
Löfferl
für
die
Tante
Poldi.
Als
ob
die
nicht
selbst
als
Kinder Spinat gehasst hätten.
Bald
stellte
ich
mit
Entzücken
fest,
dass
ein
Ausstoßen
unerwünschter
Nahrung
unter
hohem
Druck
maximalen
Erfolg
zeitigte.
Die
Küchenmöbel
waren
grün
gesprenkelt und das Thema Spinat fortan auf rudimentäre Versuche reduziert.
Da
ich
insgesamt
recht
zufrieden
aufwuchs
und
sich
die
elterlichen
Sorgenfalten
nun
auf
meinen
zwei
Jahre
jüngeren
Bruder
konzentrierten,
machte
ich
bis
zu
meinem
fünften
Lebensjahr
kaum
nennenswerte
Fortschritte
in Sudertechniken.
Dann
hieß
es
allerdings
eines
Tages:
in
den
Kindergarten.
Meine
Mutter,
die
sich
vollzeitlich
um
uns
Kinder
kümmerte,
war
der
Ansicht,
ich
gehörte
sozialisiert.
Ich
sollte
im
Kreise
Gleichaltriger
die
Geheimnisse
kommunikativer
Gruppendynamik
kennenlernen.
Ich
wollte
nicht!
Ich
hatte
zuhause
alles
Nötige,
Platz,
Spielsachen,
Garten,
einen
kleineren
Bruder.
Andere
Kinder
würden
nur
Ungemach
hervorrufen,
das
war
klar.
Ich
sollte
Recht behalten.
Ich
stieß
im
Kindergarten
auch
sogleich
auf
äußerst
fragwürdige
Arten
von
Persönlichkeiten.
Die
Machachecks,
diese
angeberischen
Führernaturen,
die
meist
mehr
Josef Peneder
Eine autobiographische, schonungslose Abrechnung mit der gesamten Menschheit
Vorwort
Leider
geht
es
mit
der
Menschheit
bergab!
Die
bevorzugte
Lebensform
ist
der
Egoismus.
Man
nistet
sich
ein,
man
macht
sich
breit,
man
sudert:
in
Familie,
Freundeskreis,
Schule,
Gesellschaft,
Partnerschaft,
Beruf,
in
Vereinen,
Kursen,
auf
Stammtischen,
zuletzt
nörgelt
man
noch
herum
mit
dem
Pflegepersonal
im
Altersheim, im Spital.
Überall
gibt
es
reichlich
Gelegenheiten
zum
Sudern.
Denn
das
ist
die
einfachste,
die
unanstrengendste
Form,
sich
selbst
ins
rechte
Licht
zu
rücken.
Ob
es
der
Arbeitskollege
ist
oder
die
Weltpolitik:
ich
wüsste,
wie's
geht,
aber
mich
fragt
ja
keiner.
Und
darum
wird
gejammert,
geschimpft,
mit
der
Faust
auf
den
Biertisch
gehaut,
werden
Hasstiraden
im
Internet
verbreitet,
großzügig
im
Umgang mit der Wahrheit, aber in feiger Anonymität.
Doch
woher
kommt
dieser
charakterliche
Zwergwuchs,
der
die
Gesellschaft
offenbar befallen hat?
Was
tun,
wenn
es
wirklich
einmal
Grund
zum
Jammern
gibt?
Ist
der
Mensch,
die
angebliche
Krone
der
Schöpfung,
wirklich
dazu
verdammt,
in
gewissenlosen
geistigen
Niederungen
herumzukriechen,
auf
einem
Niveau,
das
jeden
Hund
zum Erröten brächte?
Dieses
Buch
hat
sich
die
Aufgabe
gestellt,
mit
der
gesamten
Menschheit
schonungslos
abzurechnen.
Es
sollen
aber
auch
Möglichkeiten
aufgezeigt
werden,
diesem
Elend
die
Stirn
zu
bieten.
Wie
so
oft
werden
die
Weichen
für
eine
Karriere
als
erfolgreicher
Suderant
in
der
Kindheit
gelegt,
sind
die
Erwachsenen
traurige
Vorbilder,
führt
uns
der
Zeitgeist
an
der
Hand
in
die
menschlichen
Abgründe.
Im
reiferen
Alter
muss
uns
das
Schicksal
schon
heftig
in den Hintern treten, um uns auf die rechte Bahn zu bringen.
Nicht
weniger
als
einen
solchen
Tritt
möchten
die
folgenden
Seiten
verabreichen!
Linz, im Herbst 2017
Selbstvertrauen
als
Hirn
besitzen,
kleine
Scheusale,
die
als
Kind
schon
ihre
Freunderlwirtschaft
aufbauen,
die
mit
sicherem
Instinkt
wittern,
wen
sie
sich
zum
Freund
machen
müssen,
wen
sie
niedermachen
können
und
wer
uninteressant,
weil
schwach
ist.
Da
ich
zu
den
Stillen
und
Schwachen
gehörte,
wurde ich von ihnen meist in Ruhe gelassen.
Dafür
gab
es
die
penetranten
Besserwisser,
die
immer
beobachteten,
weil
sie
selbst
Theoretiker
waren,
die
jede
Kleinigkeit
registrierten
und
überall
ungefragt
ihren
Senf
dazugaben.
Ihre
Autorität
gründete
sich
auf
Floskeln:
mein Vater hat aber gesagt...
Sie
sind
völlig
unkreativ,
gehen
mit
den
Entdeckungen
anderer
hausieren;
alles
Neue
wird
zuerst
beim
Papa
hinterfragt,
und
neugierig
sind
sie,
mit
Betonung
auf
gierig.
Sie
fragen,
um
mit
einem
Aber
antworten
zu
können.
Sie
suchen
nach
Fehlern
bei
den
anderen,
um
sich
ihr
eigenes
ödes
Lebensgebäude
umso
fester
zumauern
zu
können,
bemitleidenswerte
Kreaturen,
wie
ich
damals
schon feststellen konnte.
Eine
noch
traurigere
Abart
waren
die
dümmlichen
kleinen
Muskelprotze,
die
Gefallen
daran
fanden,
anderen
etwas
kaputt
zu
machen.
Da
sie
sich
selbst
nicht
zu
beschäftigen
wussten,
war
das
ihre
Beschäftigung.
Ich
frage
mich
manchmal,
was
aus
ihnen
wohl
geworden
sein
mag.
Vielleicht
sind
sie
in
die
Politik gegangen.
Weiters
gab
es
da
die
Wehleidigen,
die
Heulsusen,
die
bei
jeder
Kleinigkeit
weinend
zur
Tante
liefen,
die
Petzer,
die
ewigen
Spielverderber
mit
ihrem
"Das
sag
ich
aber
meiner
Mama!".
Aus
diesen
Jammerlappen
sind
später
sicher
großartige Suderanten geworden.
Da
sich
der
Kindergarten,
dieses
Jammertal
menschlichen
Misswachses,
für
mich,
der
ich
stille
Beschäftigungen
liebte,
als
völlige
Fehleinrichtung
darstellte,
und
da
zum
Sudern
entsprechende
Adressaten
fehlten,
verfiel
ich
in
immer
häufigere
körperliche
Defizite,
vor
allem
regelmäßige
Angina,
sodass
ich
schließlich
zuhause
bleiben
durfte.
Mir
war
klar,
dass
es
sich
nur
um
zeitlich
begrenztes
Glück
handelte,
da
im
Herbst
die
Volksschule
anstand,
wo
ich
wohl
den selben traurigen Gestalten wieder begegnen würde.
Außerdem brachte man mich ins Spital, wo meine Mandeln entfernt wurden.
In der Volksschule
In
der
Volksschule
war
ich
arm
und
klein,
zumindest
fühlte
ich
mich
so.
Ab
der
zweiten
Klasse
bekam
ich
gelegentlich
Ohrfeigen
für
Nichtigkeiten,
zum
Beispiel,
weil
beim
Einstechen
des
Trinkhalms
ein
Tropfen
Milch
auf
meinen
Tisch
gesprungen
war,
oder
weil
ich
auf
meiner
Zeichnung
das
Wappen
von
Linz
verkehrt
herum
aufgeklebt
hatte.
Da
auch
die
anderen
Kinder,
wir
waren
wie
schon
im
Kindergarten
nur
Knaben,
gelegentlich
Ohrfeigen
erhielten,
fühlte ich mich irgendwie dazugehörig.
Wir
erhielten
in
der
dritten
und
vierten
Klasse
vom
Herrn
Oberlehrer
auch
regelmäßig
Hiebe
auf
die
Finger,
und
zwar
mit
einem
dünnen,
eisengefütterten
Holzstab.
Durch
diese
damals
durchwegs
übliche
strenge
Erziehung
war
es
andererseits
den
selbstgefälligen
Quälgeistern
aus
dem
Kindergarten
nicht
mehr
möglich,
sich
entsprechend
zu
entfalten,
was
ich
wiederum
als
sehr
angenehm empfand.
Zum
Aufbegehren
fehlte
uns
damals
der
Mut.
Ein
einziger
meiner
Mitschüler
wagte
es
einmal,
als
er
vom
Religionslehrer,
einem
kleinen,
dicklichen,
älteren
Mann,
der
uns
oft
Gruselgeschichten
von
lebendig
Begrabenen
vorlas,
eine
Ohrfeige
erhielt,
laut
"Polizei!
Polizei!"
zu
rufen.
Er
galt
fortan
als
ungezogen
und
wurde
zu
Geburtstagspartys
nicht
mehr
eingeladen,
zumal
er
sich
schon
vorher
auf
einer
der
besagten
Festlichkeiten
durch
unbotmäßiges
Verhalten
einen
schlechten
Ruf
erworben
hatte.
Er
hatte
es
nämlich
geschafft,
zwei
Frankfurter
Würste
gleichzeitig
bis
zur
Zimmerdecke
flutschen
zu
lassen.
Ein
aufsässiges
Kerlchen,
dem
nachträglich
mein
uneingeschränkter
Respekt
gebührt.
Während
also
in
der
Schule
autoritär
gedämpfte
Ruhe
herrschte,
habe
ich
aus
dieser
Zeit
die
häuslichen
Geburtstags-
und
Faschingspartys
in
unangenehmer
Erinnerung, vor allem jene, die bei uns zuhause stattfanden.
Ich
hätte
natürlich
nur
die
wenigen
netten,
stillen,
freundlichen
Klassenkameraden
eingeladen,
aber
ich
wurde
nicht
gefragt.
Meine
Eltern
fanden
es
nötig,
jene
Kinder
einzuladen,
deren
Eltern
sie
kannten,
und
deshalb
tummelten
sich
auf
unseren
Partys
dieselben
geistigen
Nichtsnutze,
die
mir
schon den Kindergarten verleidet hatten.
Wir,
mein
Bruder
und
ich,
mussten
also
eine
lustige
Miene
aufsetzen
und
mit
diesem
Abschaum
der
Menschheit
lustige
Partyspiele
ertragen.
Einer
fiel
dabei
zu
meiner
nicht
geringen
Schadenfreude
rücklings
von
meinem
großen
Stoffelefanten,
mit
dem
er
ungefragt
herumgerollt
war,
und
begann
ein
fürchterliches
Heulsusengeheul,
worauf
ihm
meine
Mutter
mein
Lieblingsbuch
schenkte.
Dieser
Vorfall
erzeugte,
im
Nachhinein
betrachtet,
einen
nicht
unerheblichen
Knacks
in
der
Beziehung
zu
meiner
Mutter;
noch
dazu
kaufte
mir
die
Großmutter
am
nächsten
Tag
das
Buch
wieder,
was
auch
die
ohnehin
ziemlich
gespannte
Beziehung
zwischen
meiner
Mutter
und
deren
Mutter
weiter
verschlechterte.
Ich
schmollte,
hielt
mich
an
die
Oma
und
erwähnte
den
Vorfall
bei
jeder
sich
bietender
Gelegenheit,
ein
erster
großer
Schritt
zum
Jammerer.
Auch
das
Petzen,
eine
ursprünglich
wenig
geübte
Form
von
Unmutsäußerungen,
erlebte
bei
diesen
Kinderfesten
einen
Aufschwung:
der
weichliche,
dickliche
Sohn
von
Bekannten
meiner
Eltern,
der
mir
schon
im
Kindergarten
gründlich
auf
die
Nerven
gefallen
war
und
natürlich
auch
in
der
Volksschule
wieder
in
meiner
Klasse
sitzen
musste,
ein
farbloser,
schwammiger
Langeweiler,
hatte
aus
Ungeschicklichkeit
ein
Glas
zerbrochen,
was
ich
seinen
Eltern,
ich
konnte
kaum
erwarten,
dass
sie
ihn
abholen
kämen,
genüsslich
schilderte.
Natürlich
entschuldigte
sich
meine
Mutter
daraufhin
für
mein
Verhalten,
erklärte,
das
mit
dem
Glas
sei
doch
nicht
weiter
schlimm,
das
komme
halt
vor,
es
sei
ja
nichts
passiert,
während
ich
mit
roten
Ohren
daneben
stand und dem feinen Sack am liebsten in den feisten Hintern getreten hätte.
Ein
paar
Monate
später
ergab
sich
zufällig
Gelegenheit
zur
Rache,
und
das
kam
so:
Von
den
Bekannten
meiner
Eltern,
die
regelmäßig
zu
Besuch
kamen,
trieben
manche
ab
und
an
ihren
Schabernack
mit
uns
Kindern,
brachten
uns
lustige
Sprüche
bei
oder
zeigten
uns
Tricks.
Ich
musste
mich
mit
gegrätschten
Beinen
aufstellen,
nach
vorn
beugen
und
die
Hände
zwischen
den
Beinen
durch
nach
hinten
strecken.
Der
"Onkel"
zog
nun
fest
nach
oben,
ich
wirbelte
in
einer
Art
Luftpurzelbaum
herum
und
stand
wieder
am
Boden.
Das
war
lustig
und
aufregend
zugleich
-
ich
wollte
es
natürlich
selbst
einmal
bei
jemand
anderem
ausprobieren.
Auf
einer
der
nächsten
Kinderpartys,
es
war
diesmal
nicht
bei
uns
zuhause,
ergab
es
sich,
dass
ich
meinem
schwammigen
Glaszerbrecher
wieder
begegnete.
Ich
erklärte
ihm,
es
gäbe
da
einen
lustigen
Trick,
den
ich
ihm
zeigen
könnte.
Er
war
auch
gleich
einverstanden
und
stellte
sich
nach
meinen
Anweisungen
in
Positur.
Ich
zog,
so
fest
ich
konnte,
an
seinen
Händen.
Natürlich
hatte
ich
nicht
die
Kraft
eines
Erwachsenen
und
er
war
auch
dicklich
und
schwer,
also
erreichte
ich
nur,
dass
er
mit
dem
Gesicht
voran
am
Parkettboden
aufklatschte,
ein
erhebender
Anblick.
Geistesgegenwärtig
erklärte
ich
ihm,
er
sei
nicht
locker
genug
gewesen
und
wir
könnten
es
gleich
noch
einmal
versuchen,
worauf
er
sich
heulend
davonmachte.
Irgendwie
hatte
die
Sache
für
mich
keine
besonderen
Konsequenzen,
lediglich
mein
Selbstvertrauen war spürbar gestiegen.
Gegen
Ende
der
Volksschulzeit
begann
ich
festzustellen,
dass
jene
Knaben,
die
aus
sogenannten
zerrütteten
Verhältnissen
kamen
und
daher,
wie
meine
Mutter
betonte,
ein
schlechter
Umgang
für
mich
waren,
mehr
Selbstvertrauen
erlangt
hatten
als
die
meisten
anderen.
Auch
waren
es
durchwegs
schon
gestandene
Charaktere,
interessantere
Persönlichkeiten
als
die
normalen
Langeweiler,
die
keine
eigene
Meinung
hatten,
die
immer
brav
die
Hausübungen
machten
und
von
den
Lehrern
oft
gelobt
wurden
-
ich
gehörte
damals auch noch dazu!
Einer
meiner
Mitschüler
hatte
es
sogar
in
die
Zeitung
geschafft.
Er
hatte
mit
seinen
Freunden
am
Ufer
der
gerade
Niedrigwasser
führenden
Donau
eine
alte
Handgranate
gefunden.
Sie
hatten
daraufhin
ein
kleines
Feuer
entfacht,
die
Granate
hineingeworfen
und
in
sicherer
Entfernung
auf
das
zu
erwartende
Ereignis geharrt. Als nichts passierte, verließen sie ihre Deckung...
Der
Oberlehrer
höchstpersönlich
las
uns
in
der
Klasse
den
Zeitungsartikel
vor,
dem
zufolge
dem
mutigen
Mitschüler
im
Krankenhaus
Dutzende
Granatsplitter
aus
der
Haut
entfernt
worden
waren.
Unsere
Stimmung
schwankte
zwischen
Bewunderung
und
Mitleid.
Ich
empfand
ein
wenig
Neid,
denn
ich
hätte
natürlich
weder
mit
Freunden
an
der
Donau
spielen
noch,
Gott
behüte,
ein
Lagerfeuer entzünden dürfen.
Ein
anderer
Mitschüler
lebte
bei
seiner
Oma,
einer
alten
Frau,
die
er
eines
Morgens
tot
in
ihrem
Bett
fand.
Ich
war
nie
auf
die
Idee
gekommen,
ihn
zu
fragen,
was
mit
seinen
Eltern
sei;
womöglich
waren
sie
gestorben
oder
nach
Australien
ausgewandert,
jedenfalls
hätte
eine
solche
Frage
Peinlichkeiten
nach
sich ziehen können.
Da
gerade
die
Rede
von
Peinlichkeiten
ist,
fällt
mir
noch
eine
bemerkenswerte
Begebenheit
ein.
Wir
hatten
etwa
ein
Schuljahr
lang
einen
Mitschüler,
der
ungeheuer
fett
war.
Er
hatte
schwarze
Locken,
ein
breites
Vollmondgesicht
und
drei
Kinne,
die
bei
jeder
Bewegung
wabbelten.
Er
tat
mir
vom
ersten
Augenblick
an
leid,
denn
er
wurde
natürlich
bei
jeder
Gelegenheit
aufs
Grausamste
verspottet,
und
zwar
nicht
nur
von
den
üblichen
selbstgefälligen
Schwachköpfen,
sondern
auch
von
den
stillen
Duckmäusern,
die
wie
feige
Ratten
aus
den
Löchern
quollen
um
mitzumachen
bei
dieser
Treibjagd.
Der
beliebteste
Ort
der
Demütigungen
war
das
Knabenklo,
wo
es
damals
noch
eine
wasserbespülte
Wand
gab,
gegen
die
gepinkelt
wurde.
Unser
dicker
Neuzugang
pflegte
sich
zu
diesem
Zweck
die
Hosen
bis
zu
den
Knien
hinunterzulassen,
was
zur
Folge
hatte,
dass
ihn
in
der
Pause
jedesmal
ein
wahres
Gefolge
begleitete,
wenn
er
sein
Geschäft
verrichten
wollte.
Wenn
dann
der
Lehrer
wieder
in
der
Klasse
war,
fand
sich
immer
ein
Feigling,
der
stolz
vermeldete:
"Der
Dicke
hat
sich schon wieder die Hose heruntergezogen!"
Seine
Mutter,
so
erklärte
unser
Lehrer
einmal,
sei
Opernsängerin
und
habe
ihrem
Sohn
natürlich
manches
beigebracht.
Und
tatsächlich
schritt
dieser
gequälte
und
verspottete
kleine
Bursche
mit
einem
gewissen
Stolz
auf
die
Bitte
des
Lehrers
nach
vorn
und
begann
eine
Stelle
aus
einer
Oper
zu
singen,
auswendig,
laut,
gut,
selbstbewusst.
Dazu
vollführte
er
tänzelnde
Bewegungen,
breitete
die
Arme
aus
und
warf
uns,
dem
Publikum,
zum
Schluss
schmachtende
Kusshände
zu.
Wir
waren
begeistert,
aber
einig
in
unserem
Urteil:
der
ist
nicht
normal!
Vielleicht
ist
es
anderen
auch
so
gegangen
wie
mir,
denn
ich
fand
die
Darbietung
zwar
furchtbar
peinlich,
ein
fetter
Knabe,
der
tanzt
und
singt,
aber
ich
bewunderte
seinen
Mut.
Er
war
von
sich
überzeugt,
er
schien
einen
Lebensbereich
zu
besitzen,
der
sich
den
Niederungen
seiner
tagtäglichen
kläglichen
Demütigungen
entzog,
er
war
frei.
Dadurch
polarisierte
er.
Man
konnte
ihn
bewundern,
sein
Talent
anerkennen,
heute
hätte
er
auf
Youtube
und
Facebook
oder
in
einer
der
vielen
Talenteshows
sicher
große
Erfolge.
Damals
waren
wir
nichts
als
ein
Häuflein
Feiglinge.
Keiner
von
uns
hätte
es
gewagt,
mit
sieben
Jahren
vor
die
Klasse
zu
treten
und
zu
singen.
Keiner
von
uns
hätte
so
einen
Auftritt
damals
zustande
gebracht.
Daher
musste
er
verspottet
werden,
ausgestoßen,
bei
jeder
Gelegenheit
daran
erinnert
werden,
dass
die
dumpfe,
grausame
Masse
stärker
ist
und
keine
Außenseiter
duldet
und
keine
andere
Meinung.
Ich
bin
heute
noch
stolz
darauf,
dass
ich
damals
nicht
mitgeschrien
habe
bei
den
Verspottungen,
dass
ich
Mitleid
empfand,
dass
mir
graute
vor
dem
Gedanken,
ich
könnte
an
seiner
Stelle
sein,
dass
vielleicht
sogar
ein
wenig
die
Ahnung
Raum
griff:
der
kann
ja
selber
nichts
dafür.
Damals
wurde
in
mir
wohl
der
Keim
gelegt
zu
der
ewigen
Frage:
wer
trägt
die
Verantwortung?
Wer
ist
schuld?
Diese
Frage
beschäftigt
mich
bis
heute,
und
ich
habe
auch
einige
gute
Antworten darauf gefunden.
Jener
dicke
Knabe
konnte
sicher
nicht
für
sein
Aussehen
verantwortlich
gemacht
werden.
Er
hat
sich
das
nicht
ausgesucht,
er
hatte
diese
Bürde
zu
tragen,
durch
seine
Kindheit
hindurch,
dazu
verdammt,
schon
auf
den
ersten
Blick
anders
sein
zu
müssen.
Die
Schuld
liegt
eindeutig
bei
denen,
die
mit
dem
Finger
auf
ihn
zeigen,
die
lachen,
spotten,
ihn
verachten.
Sie
tun
es
aus
freiem
Willen,
wenn
auch
in
dem
engen
Korsett
anerzogener
gesellschaftlicher
Normen,
aber
sie
müssen
nicht
so
handeln.
Sicher
ist
für
die
meisten
die
reine
Feigheit
der
Grund,
die
Erkenntnis
ihrer
eigenen
Unzulänglichkeit.
Aber
wie
es
für
die
Masse
Rädelsführer
braucht,
die
sich
diese
Feigheit
zunutze
machen
für
ihre
Zwecke,
so
bedarf
es
auch
charakterfester
Persönlichkeiten,
die
Zivilcourage
zeigen,
die
aufstehen
und
deutlich
sagen:
"Mit
mir
nicht!"
In
der
Volksschule
kann
man
solche
Reife
noch
kaum
vermuten,
aber
so
mancher
Grundstein wird hier gelegt.
Ich
bin
ihm
später,
mit
dreizehn,
noch
einmal
kurz
begegnet,
als
er
einige
Zeit
die
Parallelklasse
im
Gymnasium
besuchte.
Er
schritt
den
Gang
entlang,
umringt
von
einer
Meute
johlender
Idioten.
Ich
tippte
ihm
auf
die
Schulter
und
nannte
seinen
Namen.
Er
drehte
sich
um
und
betrachtete
mich
misstrauisch.
Es
dauerte
einige
Augenblicke,
bis
er
erkannte,
dass
ich
ihm
offenbar
nichts
Böses
wollte.
Wir
wechselten
ein
paar
Worte,
gemeinsame
Volksschulzeit,
er
hat
sich
natürlich
nicht
mehr
an
mich
erinnert,
trotzdem
haben
mir
die
Begegnungen
mit
ihm
viel
für
mein
Leben
gebracht.
Sie
haben
mir
vor
allem
die Augen geöffnet, wie furchtbar grausam Menschen sein können.
Im Gy
mnasium
Im
Gymnasium
waren
wir
erstmals
eine
gemischte
Klasse.
Das
war
auch
für
die
Machachecks
eine
neue
Situation,
auf
die
sie
sich
erst
einstellen
mussten.
Einige
setzten
auf
rohe
Gewalt
und
verdroschen
gelegentlich
einen
Mitschüler,
der
gerade
zur
Hand
war.
Da
sich
die
Mädchen
davon
aber
wenig
beeindruckt
zeigten,
nahmen
Raufereien
kontinuierlich
ab.
Überhaupt
ging
es
hier,
in
den
altehrwürdigen
Hallen
dieser
Anstalt,
viel
gesitteter
zu,
und
es
entstand
so
etwas
wie
eine
Klassengemeinschaft.
Dazu
trugen
auch
einige
der
Professoren
bei,
die
wir
bald
als
gemeinsamen
Feind
betrachteten.
Nichts
schweißt
offenbar
eine Gemeinschaft mehr zusammen als eine Bedrohung von außen.
Natürlich
gab
es
auch
hier
wieder
bestimmte
Typen,
die
Streber,
die
Arschkriecher
und
Schleimer,
die
Petzer,
die
Feiglinge,
aber
auch
Aufmüpfige,
Ruhestörer
und
Querulanten,
die
man
heutzutage
als
"verhaltensoriginell"
bezeichnen würde, damals waren es einfach schlimme Fratzen.
Ich
selbst
war
inzwischen
in
meiner
Beurteilung
der
Mitmenschen
schon
etwas
milder,
hatte
ich
doch
erkannt,
dass
viele
nur
deshalb
so
waren,
weil
sie,
vom
Elternhaus
geprägt,
ihr
Verhalten
für
die
für
sie
bestimmte
und
geeignete
Form
der
Integration
in
die
Gemeinschaft
hielten.
Ich
war
geneigt,
anzuerkennen,
dass
Ängstlichkeit,
Begriffsstutzigkeit
und
fehlende
kreative
Fähigkeiten
eher
dem Unvermögen geschuldet waren als bewusster Bosheit.
Lediglich
mit
den
gewaltbereiten
Tyrannen
gehe
ich
bis
heute
noch
hart
ins
Gericht, ihr Verhalten ist nicht zu rechtfertigen!
Je
geringer
der
Ärger
mit
den
Mitschülern
wurde,
desto
schlimmer
traten
einzelne
Lehrer
in
Erscheinung,
die
uns
für
ihre
ganz
persönlichen,
oft
noch
aus
Kriegszeiten
herrührenden
Kränkungen
und
Probleme
büßen
ließen.
Mitleidlose
Strenge,
heillose
Überforderung
oder
krankhafte
Autoritätssucht
sowie
völliges
Fehlen
von
Humor
kennzeichnete
manche
von
ihnen,
andere
schienen
bereits
biblisches
Greisenalter
erreicht
zu
haben,
saßen
vorne
mit
missmutigem
Gesicht
und
ließen
uns
aus
dem
Buch
abschreiben.
Unterrichtsstörung
wurde
durch
Strafen
geahndet,
meist
mussten
wir
einige
Seiten
schreiben
oder
von
zuhause
eine
Unterschrift
bringen,
die
unsere
disziplinäre Unzulänglichkeit bestätigen sollte.
Einer
meiner
Mitschüler,
dem
es
besonders
schwer
fiel
nicht
zu
schwätzen,
hatte
die
unheilvolle
Idee,
die
geforderte
Unterschrift
des
Vaters
durch
eine
List
zu
erlangen.
Er
schrieb
auf
ein
leeres
Blatt
mit
Bleistift
einige
Zeilen,
dass
wir
für
den
Wandertag
in
zwei
Wochen
feste
Schuhe
und
Regenschutz
bräuchten,
ließ
das
unterschreiben,
radierte
seinen
Text
sorgsam
aus
und
schrieb
dann
darüber,
dass
er
in
der
Mathematikstunde
nicht
aufgepasst,
geschwätzt,
gestört
und
außerdem
die
Hausübung
nicht
ordentlich
gemacht
hätte.
Aus
irgendeinem
Grund
schnitt
er
alsdann
mit
der
Schere
den
unteren
Teil
des
Blattes
weg,
sodass
er
dem
säuerlich
blickenden
Professor
einen
schmalen,
leicht
zerknitterten
Papierstreifen
vorlegte.
Dieser
fühlte
sich
in
seiner
Würde
verletzt,
schrieb
darunter:
Soll
das
ein
Witz
sein?,
und
verlangte
eine
zweite
Unterschrift.
Die
häuslichen
Folgen
waren
verheerend
und
der
Schüler
eine
zeitlang ziemlich kleinlaut.
Andere
Lehrer
schrieben
vorlaute
Schüler
ins
Klassenbuch,
dies
mussten
wir
dann
unserem
Klassenvorstand
melden.
Der
war
zwar
ein
durchaus
freundlicher,
umgänglicher
älterer
Herr,
doch
war
es
ihm
sichtlich
zuwider,
für
seine
Kollegen
die
Bestrafungsarbeit
zu
übernehmen.
Also
ließ
er
sich
nicht
lumpen
und
erteilte
eben
auch
Strafen
in
hinreichendem
Ausmaß;
ich
musste
einmal
übers
Wochenende
eintausendmal
(!)
den
Satz
schreiben:
Ich
habe
mich
in
der
Schule
ordentlich
zu
benehmen!
Da
meine
Eltern
davon
nichts
merken
durften,
sie
hätten
zusätzlich
geschimpft,
musste
ich
heimlich,
in
den
Pausen,
während
anderer
Unterrichtsstunden
und
zum
Teil
nachts
schreiben.
Ich
verbrauchte
mehr
als
einen
halben
Schreibblock,
schrieb
jeweils
auf
einer
Seite
die
“Ichs”
untereinander,
dann
“habe”
usw.,
und
schaffte
es
bis
Montag
nur
bis
neunhundertfünfundfünfzig,
worauf
ich
einen
Tag
Verlängerung
und
zusätzlich
hundertmal
ausfasste.
Ich
weiß
nicht
einmal
mehr,
was
der
Anlass
für
diese
Strafe
war,
vielleicht
eine
Klassenbucheintragung
von
unserem
Zeichenlehrer,
der
gerne
über
sämtliche
Formen
von
Kitsch
philosophierte
und
es
nicht
ertrug,
wenn jemand während seiner geistigen Ausführungen zeichnete.
Natürlich
gab
es
auch
nette,
freundliche,
menschliche
Lehrkräfte,
deren
Autorität
sich
auf
fachliche
Kompetenz
und
pädagogische
Fähigkeiten
gründete;
mit
der
Zeit
lernten
wir
so
die
Menschen
kennen,
eine
Vorbereitung
auf das wirkliche Leben.
Ein guter Grund
Ein
guter
Grund
zum
Sudern
waren
Hausübungen
oder
bevorstehende
Schularbeiten,
Tests,
schlechte
Noten,
die
man
unterschreiben
lassen
musste,
Prüfungen,
die
jederzeit
ohne
Ankündigung
stattfinden
konnten,
sowie
Sprechtage.
Ansprechpartner
für
Beschwerden
und
Probleme
war
stets
die
Mutter,
die
sich
inzwischen
in
ein
Soziologie-
und
Psychologiestudium
vertieft
hatte,
um
ihrerseits
die
Probleme
mit
ihrer
eigenen
Mutter
zu
ergründen
und
zu
verarbeiten.
Sie
schrieb
an
einer
Doktorarbeit
mit
dem
Titel
“Die
Schulleistungen
als
Sozialisationsphänomen”,
was
für
mich
ziemlich
abgehoben
klang,
doch
übernahm
sie,
wohl
zu
Studienzwecken,
die
Rolle
der
Elternvertreterin
unserer
Klasse,
was
zur
Folge
hatte,
dass
nicht
nur
ich,
sondern
auch
zahlreiche
Eltern
sie
als
Anlaufstelle
für
allerlei
Gejammer
benutzten.
Meist
ging
es
um
zu
strenge
Benotung,
um
Ungerechtigkeiten,
und
die
Eltern
erwarteten
sich
von
ihr,
dass
sie,
unter
Wahrung
strengster
Diskretion
und
Anonymität,
bei
den
entsprechenden
Lehrkräften
vorstellig
würde,
um
ihnen
gehörig
die
Meinung
zu
sagen.
Ich
glaube,
sie
hat
das
Amt
nach
ein
oder
zwei
Jahren
wieder
abgegeben,
entnervt
und
psychisch
ausgelaugt.
Für
ihre
Doktorarbeit
hat
sie
aber
ausreichend
Material
bekommen.
Ich
selbst
begann
langsam
Gefallen
am
Schulbetrieb
zu
finden.
Vor
allem
die
öde
dahinkriechenden
Stunden
eröffneten
ein
überraschend
weites
Betätigungsfeld
für
kreative
Beschäftigungen,
und
es
gab
erstaunlicherweise
auch
Gleichgesinnte.
So
rollte
ich
in
den
Pausen
die
vierkantigen
Kreiden
so
lange
an
der
Tafel,
bis
sie
rund
waren,
schnitt
sie
sodann
während
der
Geschichts-
oder
Geographiestunde
in
Scheiben,
bohrte
vorsichtig
mit
dem
Zirkel
ein
Loch
in
die
Mitte
der
Scheiben
und
befestigte
jeweils
vier
mittels
Stecknadeln
an
einem
Radiergummi
-
fertig
war
das
Rennauto.
Auf
der
Atlas-
Rückseite
gab
das
tolle
Radspuren,
die
gelegentlich
sogar
den
Geographielehrer
aus dem Konzept brachten.
Unser
Geschichtsprofessor,
ein
dicker
alter
Herr,
pflegte
den
Unterrichtsstoff
mündlich
vorzutragen,
wobei
er
vorne
hin
und
her
wanderte
und
seine
Finger
dabei
gedankenverloren
über
die
Bänke
in
der
ersten
Reihe
gleiten
ließ.
Ich
saß
damals
mit
meinem
Freund
in
eben
dieser
ersten
Reihe,
und
wir
ließen
uns
allerlei
einfallen.
Wir
bauten
kleine
Sprungschanzen
aus
Karton
und
ließen
die
vorbeiziehenden
Finger
des
Lehrers
über
verschiedene
Hindernisse
springen:
Bleistifte,
Radiergummi,
ein
Essiggurkerl
vom
Jausenbrot
oder
eine
tote
Fliege.
Gelegentlich
streuten
wir
Kreidestaub
auf
die
Bank,
der
ja
bei
der
Herstellung
von
Autorädern
reichlich
abfällt,
auch
Radiergummi-Wutzerl,
Sand
oder
Sägemehl
waren
geeignete
Materialien.
Wenn
einer
von
uns
ein
Honig-
oder
Marmeladenbrot
dabei
hatte,
ergaben
sich
interessante
Kombinationen:
würde
der Finger nach der Sprungschanze im Honig oder in der Marmelade landen?
Der
Lehrer
wischte
sich
dann
meist
seinen
Finger
an
der
Hose
ab,
ohne
auch
nur einmal der Ursache dieser Unregelmäßigkeit gewahr zu werden.
Auch
andere
hatten
treffliche
Ideen.
Da
zu
Beginn
der
ersten
Stunde
immer
gefragt
wurde,
ob
jemand
fehle
und
der
Lehrer
den
Betreffenden
sodann
im
Klassenbuch
vermerkte,
worauf
die
folgenden
den
Namen
in
jeder
Stunde
abschrieben,
nannten
wir
einmal
den
Schüler
Paul
Müller
als
fehlend.
Nun
gab
es
diesen
Schüler
zwar
nicht,
aber
der
Mathematiklehrer
schrieb
ihn
ohne
mit
der
Wimper
zu
zucken
ins
Klassenbuch.
Auch
die
nächsten
drei
oder
vier
Lehrkräfte
vermerkten
das
Fehlen
von
Paul
Müller;
erst
unser
allseits
sehr
geschätzter
Religionslehrer
erkannte
sofort
den
Scherz
und
strich
den
Fehlenden lachend wieder aus.
Dieser
Religionslehrer
erwarb
sich
auch
bei
anderen
Gelegenheiten
unseren
Respekt.
Da
unsere
Klasse
in
einem
einsamen
Gang
lag,
kamen
wir
auf
die
sportliche
Idee,
einen
Wettbewerb
im
Hochsprung
durchzuführen.
Die
Wände
waren
lange
nicht
mehr
gestrichen
worden,
und
wenn
man
mit
der
Hand
daraufschlug,
blieb
ein
weißer
Abdruck
an
der
staubigen
Wand.
Wir
sprangen
also
in
der
Pause
an
der
Wand
hoch
und
versuchten,
unsere
Hände
möglichst
weit
oben
zu
platzieren.
Wir
waren
mitten
im
eifrigsten
Wettkampf,
als
der
Herr
Direktor
um
die
Ecke
bog.
Wie
das
Schicksal
so
spielt,
war
gerade
ich
am
Springen
und
die
anderen
schafften
es
noch
irgendwie,
harmlos
umherzuschlendern
oder
aus
dem
Fenster
zu
blicken.
Das
gab
natürlich
ein
Donnerwetter.
Der
Direktor,
ein
kleiner,
rundlicher
Herr
Hofrat,
besah
sich
die
weißfleckige
Wand
und
erklärte,
ich
würde
für
den
Schaden
aufzukommen
haben,
denn
ein
Neuanstrich
sei
unumgänglich.
Da
es
gerade
läutete,
kündigte
er
an,
er
werde
in
der
nächsten
Pause
mit
dem
Schulwart
die
voraussichtliche
Schadenshöhe
feststellen.
Ich
war
natürlich
verzweifelt,
doch
einige
Klassenkameraden
hatten
die
rettende
Idee:
wenn
man
die
ganze
Wand
mit
dem
Tafeltuch
abwischte,
verschwanden
die
Handspuren
und
die
Wand
war
sauber.
Wir
hatten
in
dieser
Stunde
Religion,
und
der
Lehrer,
der
die
Not
sogleich
erkannte,
ließ
uns
nicht
nur
während
seiner
Stunde
die
Wand
wischen,
wir
durften
sogar
einen
Tisch
hinaustragen,
um
bis
in
die
obersten
Ecken
zu
gelangen.
Das
Ergebnis
überzeugte
sowohl
den
Schulwart
als
auch
den
Direktor
und
es
gab
nur
noch
einen
milden
Tadel
für
meine
Kindereien.
Nicht
auszudenken, wenn wir statt Religion Latein gehabt hätten…
Einmal,
im
Fasching,
brachte
einer
von
uns
eine
Stinkbombe
mit.
Das
war
natürlich
eine
Sensation,
denn
niemand
hatte
vorher
je
eine
gesehen,
geschweige
denn
gerochen.
Wir
betrachteten
sie
ehrfürchtig.
Es
war
eine
kleine,
längliche
Glasampulle
mit
einem
dünnen
Hals.
Daran
klebte
eine
winzige
Metallsäge,
mit
der
man
den
Hals
anritzen
sollte,
um
ihn
abzubrechen.
Und
dann
würde
sich
der
unsagbar
eklige
Geruch
ausbreiten.
Es
war
ein
unglaublich
erregender,
fast
heiliger
Moment,
und
doch
gemahnte
uns
die
Vernunft,
umsichtig
zu
sein.
Der
Gestank
würde
sicher
geraume
Zeit
im
Klassenzimmer
verweilen
und
wehe,
wenn
wir
da
an
den
Falschen
gerieten.
Aber
in
der
übernächsten
Stunde
hatten
wir
ja
Religion,
da
würde
uns
schon
nichts
passieren.
Der
Unterricht
zog
sich
dahin,
dann
läutete
es
zur
Pause
und
wir
umringten
gespannt
den
Bombenexperten,
der
nun
zu
ritzen
begann.
Wir
hielten
uns
übers
Waschbecken,
jemand
meinte,
es
würde
schon
reichen
und
tatsächlich
-
mit
einem
Knacken
brach
der
Flaschenhals
und
sogleich
füllte
ein
unbeschreiblicher
Gestank
nach
faulen
Eiern,
Darmgasen
und
Morast
die
Klasse.
Die
Umstehenden
wichen
jäh
zurück,
die
Ampulle
landete
im
Papierkorb
und
jeder
lief
zu
seinem
Platz,
angeekelt,
aber
zufrieden,
denn
wer
nicht
wenigstens
einmal
im
Leben
eine
Stinkbombe
gerochen
hat,
der
kann
wahrlich fürderhin nicht mitreden.
Inzwischen
war
auch
der
letzte
Winkel
des
Klassenzimmers
von
Gestank
erfüllt,
man
hörte
da
und
dort
leise
Würgegeräusche,
wobei
mir
auffiel,
dass
sich
die
Mädchen
erstaunlich
gut
gehalten
hatten.
Offensichtlich
waren
sie
ebenso
neugierig
wie
wir
Buben.
Doch
nun
erhob
sich
die
bange
Frage:
Was
würde
geschehen,
wenn
der
Religionslehrer
hereinkam?
Würde
er
etwas
merken?
Ganz
sicher!
Würde
er
schimpfen?
Würde
er
den
Schuldigen
ermitteln
wollen,
bestrafen?
Da
ging
auch
schon
die
Tür
auf,
und
er
kam
herein,
jung,
sportlich,
humorvoll.
Ich
vermute,
er
erfasste
im
ersten
Moment
die
Situation,
denn
er
tat
so,
als
sei
gar
nichts
Besonderes.
Er
öffnete
das
Fenster,
was
uns
ja
verboten
war,
setzte
sich
auf
die
Fensterbank,
schlug
sein
Buch
auf
und
meinte,
wir
würden
heute
einmal
etwas
lesen.
Wir
waren
sprachlos,
denn
damit
hatte
keiner
gerechnet.
Wir
saßen
im
Gestank,
er
an
der
frischen
Luft;
doch
dann
begann
er
zu
grinsen,
forderte
uns
auf,
alle
Fenster
zu
öffnen
und
die
Reste
der
Stinkbombe
geruchsdicht
einzuwickeln.
“Was
hättet
ihr
gemacht”,
fragte
er,
“wenn euer Klassenvorstand hereingekommen wäre?” Wir wussten es nicht.
Unser
Religionslehrer
war
einer
der
ganz
wenigen,
die
uns
wirklich
nie
enttäuscht haben.
Ein unliebsames Erlebnis
Ein
unliebsames
Erlebnis
mit
Gleichaltrigen
gab
es
auf
einem
sogenannten
STUWE-Wochenende.
STUWE,
das
Studentenwerk,
war
eine
katholische
Einrichtung,
damals
noch
im
Alten
Dom
untergebracht,
wo
mich
meine
Mutter
hinschickte,
weil
sie
irgendwen
kannte,
der
auch
dort
war.
Die
Nachmittage
waren
ganz
nett,
so
eine
Art
Jungschargruppe
mit
einem
Gruppenleiter
aus
der
siebten
Klasse
Gymnasium.
Er
las
uns
gute
Geschichten
vor,
wir
erhielten
auch
einmal
eine
Führung
in
den
gruseligen
Katakomben
des
Alten
Domes,
eigentlich
eine
Gruft,
mit
echten
Särgen
und
kalter
Finsternis,
einmal
bestiegen
wir
den
Turm
des
Neuen
Domes
und
ließen
von
dort
einen
Papierflieger
davonsausen,
außerdem
gab
es
Filmvorführungen
-
ich
sah
damals
“Quo
vadis”
-
sowie
einen
Coca-Cola-Automaten,
in
den
ich
viele
Schillinge
hineinsteckte,
sowie einen Tischfußballtisch, auch Wutzler genannt.
Dieses
Studentenwerk
bot
auch
Wochenenden
für
die
Jugend
an,
in
einer
Mühle
im
Mühlviertel,
wo
ich
natürlich
ebenfalls
hingeschickt
wurde.
Es
gab
Lagerfeuer
mit
Würstelgrillen,
einen
Bach
zum
Erforschen
und
verschiedene
Spiele.
Das
Problem
war
die
Übernachtung.
Wir
lagen
auf
einer
Art
Tennenboden
auf
Matratzen
in
einer
Reihe,
man
kam
nur
über
eine
Leiter
hinauf,
wir
hatten
Schlafsäcke
und
Polster
von
zuhause
dabei
und
ab
einer
gewissen
Uhrzeit
hatte
Nachtruhe
zu
herrschen.
Beaufsichtigt
wurden
wir
von
älteren
Schülern
oder
Studenten,
die
uns
damals,
ich
war
vielleicht
elf,
schon
wie
Erwachsene
vorkamen.
Sie
schliefen
in
einem
anderen
Teil
des
Gebäudes,
kamen
aber
immer
wieder
zu
Kontrollzwecken
herüber.
Leider
gab
es
unter
den
Matratzenschläfern
auch
minderwertige
Charaktere,
die
Gefallen
daran
fanden,
jemanden
zu
quälen,
nämlich
mich.
Es
waren
blonde
Zwillinge,
die
ich
nicht
kannte,
sportlich
durchtrainiert
und
offensichtlich
noch
unternehmungslustig.
Ich
war,
wie
gesagt,
ihr
Opfer.
Sie
fragten
mich
scheinheilig,
ob
ich
schon
einmal
etwas
von
Muskelreiten
gehört
hätte,
und
ich
verneinte
wahrheitsgemäß.
Daraufhin
hielt
mich
der
eine
in
Rückenlage
fest,
während
der
andere
mit
seinen
Knien
auf
meinen
Oberarmen
herumrutschte
und
mir
gleichzeitig
den
Mund
zuhielt.
Es
tat
scheußlich
weh,
ich
versuchte
zu
schreien,
brachte
aber
nur
unterdrückte
Laute
heraus.
Glücklicherweise
erschien
aber
gleich
darauf
ein
Aufpasser,
doch
bis
dieser
die
Leiter
erklommen
hatte,
um
die
Ursache
des
Tumultes
zu
ergründen,
lagen
alle
wieder
auf
ihren
Plätzen
und
stellten
sich
schlafend.
Einer
der
beiden
Brutalinskis
hatte
mir
noch
zugeflüstert,
ja
nichts
zu
sagen,
sonst
würde
es
mir
schlecht
ergehen.
Der
Aufpasser
blickte
streng
über
das
Lager
hin
und
entschied
dann
spontan,
dass
ich
wohl
der
Urheber
der
Störung
gewesen
sei.
Keine
Ahnung,
worauf
sich
dieser
Verdacht
gründete.
Ich
musste
jedenfalls
mit
ihm
hinauskommen,
was
mir
ganz
recht
war.
In
einem
Nebenraum
hatte
ich
dann
ein
paar
Kniebeugen
zu
machen
und
wurde
schließlich,
versehen
mit
einem
milden
Tadel,
wieder
zurückgeschickt.
Ich
war
leider
zu
feige
gewesen,
von
meinem
Martyrium
zu
berichten,
beschloss
aber,
im
Wiederholungsfalle
gleich
lauthals
loszubrüllen.
Die
restliche
Nacht
verlief
allerdings
ruhig,
nur
konnte
ich
lange
nicht
einschlafen,
denn
nachträglich
beschäftigte
mich
die
Frage,
warum
mir
keiner
der anderen geholfen hat.
Ich
strafte
die
beiden
Übeltäter
am
nächsten
Tag
durch
eisiges
Ignorieren
ihrer
Anwesenheit,
was
sie
aber
nicht
zu
stören
schien.
Ich
kann
nicht
verhehlen,
dass
sich
in
meinem
kindlichen
Gemüt
grausame
Rachegedanken
formierten,
die
eines
Christenmenschen
jedenfalls
unwürdig
waren.
Glücklicherweise
bin
ich diesen zwei Unmenschen später nie wieder begegnet.
Die Schulzeit
Die
Schulzeit
hat,
nachträglich
betrachtet,
den
bedeutendsten
Einfluss
auf
meine
Menschwerdung
ausgeübt
und
ich
vermute,
dass
diese
Erkenntnis
auch
für
die
meisten
anderen
gilt.
Da
man
nämlich
als
Kind
noch
kaum
den
Durchblick,
den
Mut
oder
die
nötige
Schlagfertigkeit
besitzt,
um
in
prekären
Situationen
erfolgreich
zu
bestehen,
diese
sich
andererseits
bis
ins
hohe
Alter
gleich
Filmszenen
in
Seele
und
Gedächtnis
eingraben,
sodass
man
oft
jahrzehntelang
darüber
nachgrübelt,
was
man
damals
eigentlich
hätte
tun
und
sagen
sollen,
ist
es
kein
Wunder,
dass
Erwachsene
mit
Vorliebe
an
den
Lehrern
ganz
allgemein
herumnörgeln,
teils
aus
Neid
auf
die
langen
Ferien
und
die
geringe
Anzahl
der
Unterrichtsstunden,
teils
auch,
weil
sie
ihre
eigenen
Erfahrungen
aus
der
Schulzeit
nun
bequemerweise
auf
einen
ganzen
Berufsstand projezieren können.
Ich
selbst
empfand
mich
mehr
und
mehr
als
Spätentwickler,
der
den
schulischen
Anforderungen
verzweifelt
hinterherschwamm,
während
andere
kein
Problem
damit
zu
haben
schienen,
stundenlang
für
Schularbeiten
zu
lernen
und
brav
die
Hausübungen
zu
machen.
Dafür
entwickelte
sich
nach
und
nach
ein
Sinn
für
witzige,
skurrile,
absurde
und
groteske
Situationen.
Auch
gelang
es
mir
im
Laufe
der
Jahre
immer
besser,
solche
Eigenheiten
bei
Lehrern
und
Mitschülern
zu
erspüren,
woraus
sich
dann
auch
wirklich
etliche
sehr
tragfähige Sympathien entwickelten.
Meine
damalige
berufliche
Zielvorstellung
war
die
Verhaltensforschung.
Ich
wollte
Tiere
beobachten
und
übte
mich,
in
Ermangelung
an
solchen,
in
der
Erforschung
des
Verhaltens
von
Lehrkräften.
Ich
fand
sogar
ein
paar
gleichgesinnte
Kameraden.
Gemeinsam
legten
wir
Listen
an,
welcher
Lehrer
welche
Wörter
immer
wieder
sagte.
So
pflegte
etwa
unser
neuer
Biologielehrer
gerne
“nun”
zu
sagen
sowie
die
originelle
Wendung
“komm,
geh!”
als
Antwort
auf
fachlich
unzulängliche
Schülermeldungen.
Auch
“also”
kam
signifikant
gehäuft
vor
und
oft
war
es
am
Ende
der
Stunde
ein
spannendes
Finish,
welches
Wörtchen
wohl
den
ersten
Rang
erzielen
würde.
Andere
wieder
sagten
laufend
“äh”
oder
sprachen
das
“Und”
wie
“Ond”
aus,
was
ebenfalls
dokumentiert
wurde.
Im
Laufe
der
Wochen
und
Monate
entstanden
umfangreiche
Listen,
die
auszugsweise sogar ihren Weg in eine Maturazeitung gefunden haben.
Natürlich
haben
wir
auch
originelle
Situationen
und
Versprecher
als
Stilblüten
gesammelt.
So
wurde
ich
einmal,
als
ich
zur
Prüfung
aufgerufen
wurde
und
mit
aufgekrempelten
Ärmeln
nach
vorne
schritt,
gefragt,
ob
mein
Vater
denn
Fleischhacker
sei.
Die
passende
Antwort
wäre
natürlich
gewesen:
“Ein
Glück
für
Sie,
dass
er
das
nicht
ist!”,
aber
so
etwas
fällt
einem
halt
erst
nach
Jahren
ein.
So
schüttelte
ich
nur
stumm
den
Kopf
und
fürchtete
mich
ein
bisschen
vor
der bevorstehenden Prüfung.
Verstöße
gegen
die
Hausordnung
wurden
nach
wie
vor
im
Klassenbuch
vermerkt,
was
zur
Folge
hatte,
dass
einer
von
uns
eines
Tages
das
Klassenbuch
still
und
heimlich
in
seine
Schultasche
packte
und
zuhause
sicher
verwahrte.
Es
wurde
wochenlang
vergeblich
in
der
ganzen
Schule
danach
gesucht,
vergeblich
wurde
nach
dem
Schuldigen
gefahndet.
Kopierte
Seiten
aus
diesem
denkwürdigen Dokument erschienen Jahre später in der Maturazeitung…
Mozartschule 1. Klasse Volksschule 1965/66
In meiner Freizeit
In
meiner
Freizeit,
die
ich,
soweit
es
meine
Mutter
zuließ,
bis
an
die
Grenzen
des
gerade
noch
Vertretbaren
ausdehnte,
beschäftigte
ich
mich
hauptsächlich
mit
Tieren.
Ich
las
Tiergeschichten,
studierte
Tierbücher
und
hatte
natürlich,
ich
wollte
ja
Verhaltensforscher
werden,
den
sehnlichen
Wunsch
nach
Haustieren.
Wir
hatten
seit
meinem
achten
Lebensjahr
zwei
Kanarienvögel.
Pipsi,
das
Männchen,
sang
fleißig,
während
Sissi,
seine
Gefährtin,
brav
ihr
Nest
baute
und
oftmals
Eier
legte,
aus
denen
zu
meiner
großen
Enttäuschung
nie
etwas
schlüpfte.
Schon
bald
kam
noch
ein
Pärchen
Zebrafinken
dazu
und
etwas
später
bekam
ich
von
meinem
Taufpaten,
unserem
Hausarzt,
einem
gemütlichen,
freundlichen
dicklichen
älteren
Herrn,
zu
meiner
großen
Freude
zum
Geburtstag
ein
Paar
Wellensittiche.
Nun
herrschte
fröhliches
Gezwitscher
in
meinem
Zimmer.
Nach
der
Schule
wurden
die
Käfige
geöffnet
und
die
Vögelchen
flogen
frei
herum.
Meist
saßen
sie
dann
zufrieden
ganz
oben
auf
den
Karniesen.
Wenn
es
wieder
Zeit
für
den
Käfig
war,
pflegte
ich
an
den
Vorhängen
zu
rütteln,
wobei
ich
einmal
eine
Karniese
halb
herunterriss.
Dieser
Vorfall
brachte
mir
immerhin
außer
einer
mütterlichen
Schimpftirade
eine
gute
Note
bei
der
nächsten
Deutsch-Schularbeit
ein.
Das
Thema
lautete:
Als
ich
einmal große Angst hatte.
Mein
besonderer
Wunsch
war
schon
länger
eine
Schildkröte.
Meine
Mutter
wollte
davon
nichts
wissen,
also
musste
ich
zur
Selbsthilfe
schreiten.
Ich
erwarb
heimlich
ein
Exemplar
in
einer
Tierhandlung
und
hielt
sie
einige
Tage
lang
heimlich
in
unserem
geräumigen
Abstellzimmer
versteckt;
als
sie
entdeckt
wurde,
gab
es
wieder
die
übliche
mütterliche
Schimpftirade
sowie
eine
weitere
gute
Note
für
einen
Aufsatz:
Mein
Haustier.
Greti,
die
(männliche)
Griechische
Landschildkröte,
bekam
dafür
alsbald
ein
Weibchen
dazu,
das
Georgy
getauft
wurde.
Bald
konnten
die
zwei
in
ein
schönes
Gehege
im
Garten
übersiedeln.
Im
Lauf
der
Jahre
kamen
immer
wieder
Neuerwerbungen
dazu;
die
letzte
aus
dieser
Zeit
starb
im
Frühjahr
2018
unter
ungeklärten
Umständen.
Wir
hatten
sie fast fünfzig Jahre lang.
Mit
einem
Schulfreund
gründete
ich
ca.
1973
die
Turtle
Corporation,
wofür
wir
von
einem
Mitschüler
drei
kleinere
Griechische
Landschildkröten
erwarben,
die dieser von einer Griechenlandreise selbst mitgebracht hatte.
Über die Schildkröten wird zu späterer Gelegenheit noch berichtet werden.
Auf
Wochenendausflügen,
vornehmlich
ins
Mühlviertel,
erkundete
ich
gewissenhaft
sämtliche
Teiche,
Tümpel
und
Bäche
und
kannte
schon
bald
sämtliche
Insektenlarven,
Molche,
Unken,
Kröten
und
Frösche.
Da
mein
Vater
ein
begeisterter
Fotograf
war
und
mir
natürlich
frühzeitig
eine
Spiegelreflexkamera
geschenkt
hatte,
konnte
ich
viele
meiner
Entdeckungen
auf
Film
bannen.
Ich
verbrachte
damals
manch
spannenden
Abend
mit
meinem
Vater
in
der
Dunkelkammer,
wo
wir
Schwarzweiß-Filme
entwickelten
und
vergrößerten,
in
der
Badewanne
wässerten
und
schließlich
zum
Trocknen
mit Kluppen an die Wäscheleine hängten.
Überhaupt
ließ
sich
mein
Vater
schnell
für
alles
Mögliche
begeistern
und
hatte
dann
nicht
selten
mehr
Ausdauer
als
ich.
Er
baute
eine
Modelleisenbahn,
begann
das
Briefmarkensammeln
und
wurde
schließlich
sogar
Aquarianer.
Ich
hatte
nämlich
am
Heimweg
von
der
Schule
in
einer
Zoohandlung
interessante
rötliche
Wasserschnecken
gesehen,
einige
zusammen
mit
einer
Wasserpflanze
erworben und zuhause in einem großen Weckglas am Fensterbrett stationiert.
Mein
Vater
begutachtete
die
Unterbringung
etwas
skeptisch
und
brachte
am
nächsten
Tag
ein
kleines
Plastikaquarium
daher,
womit
der
Grundstein
für
unser
beider
Aquarianerlaufbahn
gelegt
war:
ins
Schneckenaquarium
kam
ein
kleiner
Goldfisch,
schon
bald
folgten
die
ersten
größeren
Glasaquarien,
mein
Vater
stellte
im
Wohnzimmer
ein
eigenes
auf,
mit
Goldfischen
und
einem
Zwergwels
und
in
den
kleinen
Plastikbecken
tummelten
sich
Wasserkäfer,
Kaulquappen
und
Libellenlarven,
Teichschnecken,
die
ein
ganzes
Salatblatt
an
einem
Tag
auffressen
konnten,
weiters
Blutegel,
Tubifex-Würmer,
Wasserskorpione
und
Gelsenlarven.
Vor
den
Ferien
wurde
dieses
Getier
in
die
Natur
entlassen,
die
Fische,
samt
Wels,
in
einen
städtischen
Teich
in
Bahnhofsnähe.
Die
Vögel
und
Schildkröten
übersiedelten
zu
den
väterlicherseitigen Großeltern, die in ländlicher Idylle in Urfahr wohnten.
Als
ich
klein
war,
hatten
diese
Großeltern
noch
Ziegen
und
Hühner,
im
Haus
roch
es
nach
frischen
Äpfeln,
alten
Kartoffeln
und
Mäusekot,
im
riesigen
Garten
gab
es
Holzschuppen,
ein
kleines
Nebengebäude,
man
konnte
Igel
beobachten
und
gelegentlich
sogar
einen
Fasan
oder
einen
Feldhasen.
Hier
wollte ich dereinst leben!
Natürlich ist daraus nichts geworden. Heute steht dort eine Feinkostfirma.
Fortsetzung folgt!