Josef Peneder
Meyers Feier
Zu Silvester kauf ich mir
Lachs in Zellophanpapier.
Eine Flasche guten Wein-
so feier ich mit mir allein.
Die Haxn legert ich am Tisch,
essert schmatzend meinen Fisch.
Muss ich kein Gemecker hören,
lasse mich von niemand stören.
Keine Vroni in dem Haus,
auch kein Simon mit der Maus.
Nicht einmal die Sängerknaben
brauch ich heut bei mir zu haben.
Kommt zu Mitternacht sodann
Bald das neue Jahr heran,
lass ich pünktlich einen krachen,
werde leise drüber lachen.
Ja, so stelle ich mir vor
meinen Rutsch ins neue Johr.
Josef Peneder
I frog jo nua
Du, wia isn des, wieso?
Wer, was, waun,
warum denn, wo?
Wüvü, wia, zu wem, na, na,
konkretn Aunloss hob i kan.
Waßt, i frog jo nua, wieso?
Wer, was, waun,
warum denn, wo…
Josef Peneder
Sonder
(um 1995)
Sonder Lob und Tadel,
sonder Stolz und Adel
schreite ich voran.
Brauch die Hand zum Gruße
und zum Schritt den Fuße,
brauch nicht den Verstand.
Ist mein Weg nicht kurz, nicht weit,
hab nicht viel, nicht wenig Zeit,
für mich denkt die Obrigkeit.
Bringt mich sanft ans Ziele,
schreiten ach so viele
mit mir ohne Neid.
Josef Peneder
Eine Stunde
(um 1980)
Wisse,
eine Stunde
kann mehr sein als ein Gedanke,
sie kann mehr sein als ein Augenblick des Tages.
Es ist die Stunde,
an die du dich erinnerst,
die Stunde,
die Sinn gab
deinem Leben.
Die Stunde
in der du glücklich warst.
Und als die Blätter am Boden lagen,
und als der Regen sie fortriss,
da blieb dennoch die eine Stunde,
an die du dich erinnerst,
denn es ist
die Stunde,
in der du glücklich warst.
Josef Peneder
Eine Stimme
(um 1980)
Wenn der Mond
kalt
hinter den Schleiern schwindet
und dein Geist zur Ruhe kommt,
ist es Zeit
mit dem Denken aufzuhören,
zuzuhören,
der Stimme,
die mit der Ferne zunimmt,
wenn du einsam bist
ohne allein zu sein,
weil die Stimme da ist
und dein Herz.
Josef Peneder
Ablenkungen
(nach Okt.1980)
Das ferne Läuten der
Glocke
das kalte Heulen des
Windes
das ruhige Rauschen des
Wassers
lenkt am besten
von den Ablenkungen ab.
Josef Peneder
Josef Peneder
Du Zeit I
Oh grausame Zeit,
du schwerer Samt,
so staubig, träge
ist dein Amt.
In Ruhe, Sanftheit
wiegst du mich.
Vergänglich bist
du ewiglich.
Was mir im Jetzt
so wichtig scheint,
du machst es
eine Kleinigkeit.
Josef Peneder
Du Zeit II
Ich spür dich,
wie du dich mir nahst.
Ich träum von dir,
wie du einst warst.
Du machst
aus morgen heute,
dir selbst
wirst du zur Beute.
Woran du glaubst,
bedenk es wohl!
Erfüll mich -
oder lass mich hohl!
Texte aus fünf Jahrzehnten
© Josef Peneder 2016 Version 3.0 / 27.11.2023
Josef Peneder
Muttertag
(um 1975)
I hau scheine Bleamen
in meine Protzn
und eantn, do greamln
im Kanäuloch de Rotzn.
Zum Muatatog wül i
recht sche gratuliern,
im Kanäuloch do schtingds
noch augfäulte Birn.
Ois Guade, des wünsch i,
so flüster i leise,
do schwimmt im Kanäuloch
a höbraune ... Birn.